Kupfer als Gradmesser für die Wirtschaft
Wenn der Kupferpreis, wie ihm nachgesagt wird, der Indikator für die Gesundheit der Konjunktur ist – dann sind die Aussichten ziemlich trüb: Mit 4.550 US-Dollar pro Tonne markiert das Metall ein extrem niedriges Preisniveau. Impulse für eine Gegenbewegung: Fehlanzeige.
Der Kupferpreis im Jahresrückblick
Zu Jahresbeginn war ein volatiler Kupferpreis erwartet worden, der vor allem unter dem sich verlangsamenden Wachstum in China zu leiden haben würde. Allerdings wurde zu diesem Zeitpunkt noch optimistisch auf die Angebotsseite geschaut: Das sich verknappende Angebot sollte sich stimulierend auf den Preis auswirken, da die damaligen Prognosen der International Copper Study Group (ICSG) mit 4 Prozent Zuwachs als deutlich überzogen eingeschätzt wurden. Ein Blick auf die Jahreskurve zeigt dann auch, dass der Kupferpreis im Mai auf mehr als 6.400 US-Dollar für die Tonne steigen konnte, was nicht zuletzt den Problemen in der südamerikanischen Kupferindustrie und den korrigierten Ertragserwartungen einiger Produzenten geschuldet war. Allerdings ging es dann bergab, der neue Tiefpunkt wurde im November mit weniger als 4.500 US-Dollar für die Tonne Kupfer markiert. Seither geht es seitwärts weiter, eine Änderung ist nicht in Sicht.
Aktuelle Signale – Zinsanhebung drückt Metallpreise
Es geht nicht nur dem Kupferpreis an den Kragen, aktuell leiden alle Industriemetalle: Zum einen ist die Nachfrage aus der Wirtschaft allen Interventionen zum Trotz immer noch schwach, zum anderen hat der US-Dollar mit der Zinswende etwas an Stärke gewonnen und drückt nun zusätzlich die Metallpreise. Da helfen nicht einmal knappe Bestände: Die London Metal Exchange meldet einen Bestand von 231.475 Tonnen Kupfer – das ist ein Rückgang um 300 Tonnen. Bei Aluminium, Nickel und Zink stellt sich die Situation nicht anders dar – und trotzdem können daraus keine positiven Signale für die Preise generiert werden.
Ein Blick auf die Prognosen vom September 2015: Es war ein Anstieg des Kupferpreises auf 6.250 US-Dollar für die Tonne erwartet worden. Die Begründung bezog sich auch hier in erster Linie auf die Angebotsseite, die zu diesem Zeitpunkt vor allem vom Schweizer Rohstoff-Giganten dominiert wurde. Dieser hat sein Kupfer-Engagement deutlich reduziert, sodass das weltweite Kupferangebot 2015 nur um 1,7 Prozent steigen und 2016 sogar schrumpfen sollte. Als einziges Risiko sahen die Experten die einbrechende Nachfrage – was sich nun wohl bestätigt hat. Alles in allem darf festgehalten werden: Die Realität hat die Experten eines Besseren belehrt, der Kupferpreis ist so niedrig, wie das seit Jahren nicht mehr registriert wurde. Da bleibt nur die Hoffnung auf das neue Jahr und eine anziehende Wirtschaft.