Kupfer: Die Nachfrage bestimmt den Preis, oder?
Nun, nicht ganz: Auch das Angebot spielt eine entscheidende Rolle, wie sich in den letzten Tagen eindrücklich im Kupferpreis widerspiegelte. Mit einem Anstieg um 250 US-Dollar pro Tonne verblüffte Kupfer die Anleger am Dienstag – allerdings war der Grund ein ganz simpler.
Glencore als Initiator einer Rallye
Das Schweizer Unternehmen Glencore ist nicht nur ein etablierter Rohstoffhändler, sondern auch Produzent: Als viertgrößter Kupferhersteller der Welt kündigte Glencore am Montag an, seine Produktion in Sambia und in der Demokratischen Republik Kongo einstellen zu wollen. Damit verschwinden rund 400.000 Tonnen Kupferproduktion vom Markt – nach Angaben des Konzerns. Mit rund 40 Prozent nimmt die Kupferproduktion im Portfolio von Glencore eine wichtige Position ein, allerdings haben auch schon andere Hersteller eine Neupositionierung ihrer Produktionsstandorte durchgeführt.
Allein diese Ankündigung reichte in dieser Woche aus, um den Kupferpreis aus dem traurigen Dasein unterhalb der 5.150 US-Dollar-Marke für die Tonne auf 5.400 US-Dollar je Tonne zu befördern – und die Aktienkurse der Kupferproduzenten deutlich steigen zu lassen. Natürlich spielten in dem Zusammenhang auch die Nachrichten aus China eine Rolle: Der weltweit größte Kupferkonsument erhöhte seine Einkäufe um gut 20 Prozent im Vergleich zum Monat August des letzten Jahres. Selbst gegenüber dem Juli wurde für diesen August ein Import-Zuwachs von 18,6 Prozent konstatiert. Für das laufende Jahr lässt sich also festhalten, dass China seinen Kupfer-Import um 12 Prozent auf rund 8,12 Millionen Tonnen gesteigert hat.
Kupfer-Produzenten profitieren – und die Anleger
Glencore selbst konnte mit der eigenen Politik für seine Aktien einen Wertzuwachs von rund 12 Prozent verzeichnen – seit Montag. Aber auch BHP Billiton verzeichnet ein Plus von 4,7 Prozent, Rio Tinto von rund 5 Prozent und die kanadische Teck Resources sogar rund 6 Prozent. Für Investoren dürfte die Ankündigung von Glencore vorerst unter der Kategorie „Glücksfall“ abzulegen sein, der Kursgewinn war trotzdem erheblich.
Der große Zusammenhang zur Einordnung
Ist dies die große Trendwende im Kupferpreis? Leider nein. Trotz des Anstieges im Kupferpreis werden noch nicht einmal die Werte vom Jahresanfang erreicht, als Kupfer sich um die 5.600 US-Dollar je Tonne bewegte. Weit entfernt sind wir von den Zeiten, als das für viele Produktionszweige wichtige Metall ein Niveau von 10.000 US-Dollar je Tonne erreichen konnte – und die Nachfrage entsprechend hoch war. Die Nachrichten aus China, dass die Kupfer-Importe kräftig zulegen, stimmen zumindest verhalten positiv: Trotz des Platzens einiger Blasen zeigt sich doch die Wirtschaft robust. Allerdings dürfte angesichts der schwachen Weltwirtschaft ein nachhaltiger Anstieg des Kupferpreises auf sich warten lassen.